Bis in jüngster Vergangenheit gab es eine Anstandsregel für Camper: Lass dem anderen seine Freiheit! Fahr weiter, wenn an einem schönen Platz bereits jemand vor dir da ist!
Diese ungeschriebene Regel war vor Corona den allermeisten Campern und Wohnmobilistinnen bekannt. Die meisten haben sich daran gehalten. Durch den enormen Zuwachs an Campingfahrzeugen während der Coronazeit ist diese Grundhaltung aber auf der Strecke geblieben. Heute wirst du beim Wildcamping an einem schönen Plätzchen brutal zugeparkt.
Freiheit und Naturerlebnis …
Und das ist schade, denn: Wer mit dem Wohnmobil, dem Camper oder dem Kastenwagen unterwegs ist, sucht die Freiheit und das Naturerlebnis! Und dieses geht verloren, wenn du zugeparkt von 20 anderen Wohnmobilen auf einem kleinen Rastplatz stehst!
Seit Corona ist es besonders schlimm: Wenn wir an einem schönen Tag unser Wohnmobil auf einem geeigneten Platz in den Bergen abstellen, geht es nicht lange und wir sind links und rechts zugeparkt. Zugeparkt von Wohnmobilisten, die den schönen Platz nicht uns alleine zugestehen wollen.
Ganz nach dem Motto: Rückt zusammen, damit alle etwas vom Wildcamping haben. Dass dann aber die Eingeklemmten nichts mehr davon haben, ignorieren diese Kuschelcamper. Die alte Weisheit, «wer zuerst kommt, mahlt zuerst», hat ausgedient.
Dichtestress inmitten der Natur …
Viel lieber stehen die modernen, postcorona Camper sogar beim Wildcamping Tür an Tür. Sie stören sich nicht daran, dass man aus dem Nachbarfahrzeug jedes Geräusch hört. Ganz abgebrühte, werfen um 23 Uhr den Akkusauger an, saugen Staub und liefern sich gleichzeitig einen lautstarken Streit mit ihrem Partner.
Geil, und ich Depp dachte, hier draussen beim Wildcamping lauschen wir der Natur. Irrtum! Da der Dichtestress nun in der Wildnis angekommen ist, findet man seine Ruhe vielleicht noch zu Hause unter der Bettdecke.
Wenn ich möglichst nah mit anderen Wohnmobilen zusammenstehen möchte, gehe ich auf einen städtischen Parkplatz oder auf einen dieser dicht bebauten Stellplätze. Wir fahren aber raus in die Natur zum Wildcamping, weil wir Ruhe und Bergluft suchen und nicht Trubel, Staubsauger und Holzkohlegrill.
Ein paar Meter würden meist reichen …
Versteht mich bitte nicht falsch. Klar haben alle das Recht, mit dem Wohnmobil einen schönen Platz in der Natur zu nutzen. Aber bitte nicht knapp einen Meter neben unserem Platz. Fahrt doch bitte ein paar Meter weiter, sodass wir auch noch etwas von der schönen Natur sehen und nicht nur die weissen Wände eurer übergrossen Wohnmobil-Karosse. Und auch wenn ihr «nur» einen kleinen VW California habt – haltet Abstand, damit wir nicht die gesamte Nacht hindurch eure Gespräche oder das Zuknallen eurer Schiebetür im Ohr haben.
Akzeptanz für Camper sinkt massiv …
Wieso dachten während Corona eigentlich alle, dass sie beim Campen die Freiheit finden würden? Vor Corona hielt sich die Anzahl Fahrzeuge mit der Anzahl, der zur Verfügung stehenden Plätzen noch knapp die Waage. Jedenfalls konnte man am Freitagabend noch unbeschwert losfahren, ohne Wochen zuvor bereits einen Platz reservieren zu müssen. Heute geht das leider nicht mehr.
Weil es immer mehr Campingfahrzeuge gibt, sinkt auch das Image und die Akzeptanz in der Bevölkerung. Wo früher problemlos übernachtet werden konnte, wird man heute weggeschickt oder erhält einen Strafzettel. Mehr oder weniger verständlich, wenn man sieht, dass gewisse Wildcamper einfach in die Büsche kacken und oftmals ihren Müll liegen lassen. Ausserdem ist es ärgerlich, wenn der gesamte Wanderparkplatz von Wohnmobilen belegt ist.
Die Dosis (Menge) macht das Gift …
Deshalb: Denkt bei eurem nächsten Ausflug daran. Die Dosis macht das Gift! Oder anders gesagt: Die Menge der Fahrzeuge an einem Ort, prägt das Bild von gut oder schlecht. Wenn auf einem geeigneten Platz vier oder fünf Wohnmobile über Nacht stehen, ist das meist kein Problem. Wenn aber auf demselben Platz plötzlich 30 bis 40 Wohnmobile stehen, ist es nicht mehr weit bis zu einem Totalverbot oder zu extrem hohen Übernachtungsgebühren – sprich Lenkungsabgaben.
Also liebe Mitcamper, wir haben es selbst in der Hand: Wenn wir Massenansammlungen vermeiden und uns naturgerecht verhalten, werden wir willkommen sein. Wenn nicht, werden wir mit Gebühren oder schlimmstenfalls mit Verboten ferngehalten.
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